Handballer müssen sich an Regeländerungen gewöhnen
Die Handballerinnen und Handballer müssen sich auf gravierende Regeländerunge einstellen, die bereits seit dem 1. Juli in Kraft getreten sind.
Zur Zeit fließt der Schweiß in Strömen. Nicht nur wegen des schönes Wetters, sondern weil die meisten Handballer in der alljährlichen Vorbereitungsphase stecken. Es dauert zwar noch einige Wochen bis die Meisterschaft startet, aber es gilt, sich jetzt schon auf etliche Neuerungen im Regelwerk einzustellen. Es sind die ersten umfangreichen Änderungen seit 2010.
Die Neuerungen traten bereits am 1. Juli in Kraft. Die erste knallharte Bewährungsprobe des Regelwerkes ist bereits in ein paar Tagen, wenn die deutsche Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Rio bei der Vergabe der Medaillen ein Wörtchen mitreden möchte.
Ob nun die blaue Karte, die letzten 30 Sekunden, kein Leibchen, sechs Pässe bis zum Abpfiff des passiven Spiels oder drei Angriffe Pause für verletzte Spieler. Aktive, Trainer, Fans – aber vor allem die Schiedsrichter werden sich massiv umstellen müssen. Und eine Frage, die derzeit wohl am häufigsten diskutiert wird, lautet: Wie werden die fünf Regeln das Handball-Spiel in Zukunft verändern? Es bleibt abzuwarten.
Die Regeln im Einzelnen:
1.) Siebter Feldspieler statt Torwart.
Ein siebter Feldspieler muss künftig nicht mehr mit einem andersfarbigen Trikot oder Leibchen als der Torwart gekennzeichnet sein. Der Spieler darf dann aber auch nicht mehr die Aufgaben des Torwartes erfüllen und zum Beispiel den Sechs-Meter-Raum betreten und den Ball abwehren – sonst gibt es eine persönliche Bestrafung und einen Strafwurf für den Gegner. Es ist allerdings weiterhin erlaubt, einen siebten Feldspieler als Ersatz-Torwart zu kennzeichnen, der dann auch den Torraum betreten darf.
2.) Passives Spiel/Zeitspiel.
Eines vorweg: Die normale (alte) Regel bleibt im Grundsatz erhalten. Soll heißen: Das passive Spiel ist weiterhin aufgehoben, wie beispielsweise bei einer Torhüterberührung des Balls, beim Wurf an den Pfosten/Latte oder bei einer Bestrafung des Abwehrspielers. Doch jetzt gilt: Wenn die Schiedsrichter das Zeichen (angewinkelter Arm) für das Zeitspiel geben, darf die angreifende Mannschaft noch sechs Pässe spielen, bevor abgepfiffen wird und der Gegner den Ball erhält. Diese sechs Pässe werden auch dann nicht unterbrochen, wenn die gegnerische Abwehr einen Wurf abgeblockt hat oder die Angreifer einen Freiwurf erhalten. Aber bei dieser Regel werden sicherlich Irritationen auftreten, da von den Schiedsrichtern nicht jeder Pass als Pass zu werten ist. Es gibt Ausnahmen.
3.) Besondere Regelungen für die letzten 30 Sekunden.
Begeht ein Abwehrspieler in diesem Zeitraum eine grobe Regelwidrigkeit (Foul) oder blockiert zum Beispiel einen Anwurf/Freiwurf, erhält der Spieler die Rote Karte (ohne Sperre) und – das ist neu – die angreifende Mannschaft automatisch einen Siebenmeter. Die Ausnahme: Kann der gefoulte Spieler oder ein von ihm angespielter Mitspieler dennoch ein Tor erzielen, wird nicht auf Strafwurf entschieden. Zweifelhaft bleibt hingegen: Führt die trotz allem richtig gute Abschlussmöglichkeit nicht zum Torerfolg, folgt zwingend der Siebenmeterpfiff. Die Bestrafung bleibt auf jeden Fall bestehen.
4.) Blaue Karte.
Um allen Beteiligten nach einer Roten Karte sofort klar zu machen, ob eine Sperre folgt, der dann eine weitere Bestrafung durch eine zusätzliche Instanz nach sich zieht, werden die Schiedsrichter in solchen Fällen nach der roten nun auch die blaue Karte zeigen, um für mehr Transparenz zu sorgen.
5.) Verletzte Spieler.
Die Regel findet derzeit ausschließlich in der ersten, zweiten und dritten Bundesliga Anwendung. Aus hiesiger Sicht sind damit einzig die Zweitliga-Damen des TuS Lintfort betroffen. Das Gros der Vereine muss sich diesbezüglich (noch) keine Gedanken machen.
Die Zahl der Behandlungen auf dem Feld soll reduziert werden, nur in berechtigten Fällen sollen die Schiedsrichter Offzielle der Mannschaften aufs Parkett lassen. Wird ein Spieler auf dem Feld behandelt, muss der Verletzte allerdings drei Angriffe seiner Mannschaft auf der Bank pausieren, ehe er zurück aufs Feld darf.
Die Mannschaft darf sich auf dem Spielfeld natürlich mit einen anderen Spieler ergänzen. Diese drei Angriffe werden von Zeitnehmer/Sekretär überwacht. Betritt der Spieler das Feld früher, folgt eine Zwei-Minuten-Strafe wegen falschen Wechsels. Es gibt zwei Ausnahmen: erstens bei Behandlungen von Torhütern nach Kopftreffern im Torraum und zweitens, wenn der Gegenspieler nach einem Foul eine Strafe (gelbe, zwei Minuten, rote Karte) erhält, darf der Spieler nach der Verletzungsbehandlung auf dem Feld bleiben.
Die Theorie der Regeln hört sich zum Großteil schlüssig an. Doch erst die Praxis wird zeigen, welche dieser Regel sinnvoll ist. Fakt ist: Je höher die Vereine spielen, um so professioneller sind Strukturen – es ist mit weniger Schwierigkeiten zu rechnen. Aber gerade an der Basis, beispielsweise auf Kreisebene, gibt es jetzt schon Bauchschmerzen in punkto Umsetzung.
Es kommt ein Mehraufwand auf Vereinsoffizielle zu, aber vor allem auf die Schiedsrichter. Anpassungsschwierigkeiten, Unstimmigkeiten oder Falschauslegungen werden auftreten. Dann heißt es im Zweifelsfall weiterhin: Tatsachenentscheidung.