Kleine Regelkunde
Pünktlich zur neuen Saison gibt es wieder einige Regeländerungen… Alfred Schäfer, selbst Vater (Sohn Benedikt spielt in der A-Jugend) und Schiedsrichter, kommentiert exklusiv für den HB-Express die wichtigsten Änderungen, auf die sich Spieler/Spielerinnen, Trainer und Zuschauer einstellen müssen:
> Direkt auszuführender Freiwurf NACH Spielende (1. + 2 HZ inkl. Verlängerungen bei Pokalspielen):
_Nur die angreifende Mannschaft darf einen Spieler (z.B. einen besonders großen Werfer) einwechseln.
_Die abwehrende Mannschaft darf nicht mehr auswechseln.
_Die Mitspieler des Werfers müssen (wie die Abwehrspieler) 3m Abstand zum Werfer einhalten (undurchsichtiges Gedränge um den Ball entfällt somit).
Kommentar: Eine sinnvolle Änderung, da hier oft ein unübersichtliches „Spielerknäul“ gebildet wurde und die SR nicht immer erkennen konnten ob der Ball Regelgerecht gespielt wurde.
> Beim Siebenmeter-Entscheidungen muss die Spielzeit NICHT angehalten werden, also KEIN „Automatik-Time-out“. Nur bei Werfer- oder Torwartwechsel sollte Time-out gegeben werden.
Kommentar: Diese Änderung wird sicher für einige Probleme sorgen. Hier wird vermutlich nur in den Schlussphasen der Spiele von den SR Time Out gegeben, was für einigen Unmut sorgen wird.
> Unterbricht der Zeitnehmer das Spiel, muss er auch die Uhr sofort anhalten. Alle nachfolgenden Aktionen mit Ausnahme von Strafen sind ungültig.
Kommentar: Schon günstiger, da häufig der Pfiff vom Tisch überhört wird und es hier in der Vergangenheit einigen Ärger gegeben hat.
> Der Mannschaftsverantwortliche hat mehr Pflichten. ER ist dafür zuständig, dass sich in seinem Auswechselbereich nur die im Spielprotokoll eingetragenen Personen aufhalten. Bei Fehlern wird ER dafür eine Strafe (ab Verwarnung) bekommen.
Kommentar: Das ist eine weniger sinnvolle Änderung. Die MV`s haben während der Spiele sicher wichtigere Dinge zu tun , als sich ständig um den Auswechselbereich zu kümmern.
> Bei Verletzungsunterbrechung dürfen maximal zwei Sportkameraden der betroffenen Mannschaft (= im Spielprotokoll eingetragene Spieler oder Offizielle) den Verletzten behandeln. Sollte einer von ihnen stattdessen auf dem Spielfeld Anweisungen an seine Spieler geben oder sich mit dem SR oder Gegenspielern beschäftigen, wird er zukünftig bestraft (ab Verwarnung).
Kommentar: Wieder ein Beispiel für eine unglückliche Änderung des Regelwerk`s. Es ist bisher „normal“, dass solche Pausen auch genutzt werden um den Spielern noch einige Anweisungen zu geben.
> Bei „Kreiseintritt“ durch einen Ballbesitzer gibt es nun Abwurf durch den Torwart. Früher musste u. U. mühselig korrigiert werden, jetzt kann das Spiel schneller direkt aus dem Torraum weitergeführt werden, ohne die korrekte Fehlerstelle zu suchen.
Kommentar: Eine feine Sache für die SR. Beschleunigt das Spiel sicher. Und die ständigen Verbesserungen der Spielerpositionen entfallen.
> Anlauf außerhalb des Spielfeldes, um z.B. mehr Schwung beim Wurf von Außen zu haben, wird im Wiederholungsfall mit Freiwurf für den Gegner geahndet.
Kommentar: Eigentlich nichts neues. Gab es bisher auch schon nur das hier auf Einwurf anstatt auf Freiwurf entschieden wurde.
> Wenn ein Spieler, der sich im Sprung in der Luft völlig schutzlos befindet, durch eine Abwehraktion gefährdet wird, kann dieses „kleine, harmlos aussehende“ Foul weit reichende Verletzungsauswirkungen haben, die bis zum sehr langfristigen Ausfall dieses Spielers führen können. Die Schiedsrichter sollen diese Auswirkungen unbedingt berücksichtigen und den fehlbaren Spieler nach gemeinsamer Beratung disqualifizieren.
Kommentar: Eine sehr brisante Regeländerung!!! Hier kann man davon ausgehen, dass es von Spiel zu Spiel, bzw. von SR zu SR unterschiedliche Auslegungen, dieser Regel geben wird. Es ist zu befürchten das gerade in der Anfangsphase der neuen Saison, die SR hier extrem darauf achten und es rote Karten „hageln“ wird. Und vermutlich werden auch einige „Schauspielertalente“ versuchen, die SR hier zu bewegen Rot zu zeigen.
> Schnelle Mitte: der Werfer muss mit dem Ball auf der Mittellinie STEHEN!! Ein Laufen oder Rennen ist nicht gestattet.
Kommentar: Gilt auch jetzt schon,nur ist das fast nicht mehr umzusetzten. Im Prinzip müsste man jede Schnelle Mitte korrigieren, was aber dem Spielgedanken widerspricht.
> Geht der Ball an die Decke oder einen Gegenstand über dem Spielfeld gibt es nun EINWURF, statt bisher Freiwurf.
Kommentar: Hat den Vorteil, dass der Einwurf nicht mehr angepfiffen werden muß.
> Alle Würfe, die ohne Anpfiff falsch ausgeführt werden, müssen in jedem Fall korrigiert und dann angepfiffen werden. Wird dann ein Fehler gemacht, gibt es normalerweise Freiwurf für den Gegner. Sollte der Ball allerdings bei einem nicht angepfiffenem Wurf zufällig unmittelbar in den Händen des Gegners landen, geht das Spiel weiter (Vorteil).
Kommentar: Auch hier wird es in der Anfangsphase der neuen Saison zu einigen Problemen kommen. Hier ist die unterschiedliche Beurteilung der SR der Grund. Wird sich wie alles, aber im Laufe der Saison einspielen.
> Manchmal wird ein Schiedsrichter vor dem Spiel von einem Sportkameraden, der noch nicht im Spielbericht eingetragen ist, unsportlich oder schlimmer angemacht. Bisher hatte der Schiedsrichter keine Handhabe, wenn dieser Spieler später nachgetragen wurde. Jetzt kann er ihn auch später, sobald er nachgetragen wird, entsprechend bestrafen.
Kommentar: Na warten wir mal ab was das bringt. In fast 30 Jahren Handballerleben habe ich persönlich so was noch nicht erlebt.
> Die Person „Spielführer / Kapitän“ wurde abgeschafft, da er nur eine Aufgabe hatte: die Wahl/das Losen vor Spielbeginn. Jetzt kann diese Formalia vor dem Spiel von einem Offiziellen oder einem anderen teilnahmeberechtigten Spieler wahrgenommen werden. Die lästige Kenntlichmachung mittels „Tape oder Armbinde“ entfällt somit.
Kommentar: Muss man nicht verstehen. Die Position des Spielführer/Kapitän war doch eigentlich auch eine Auszeichnung für die jeweiligen Spieler.
> In der letzten Spielminute wird bei knappen Spielständen manchmal der Torwart zugunsten eines siebten Feldspielers herausgenommen, das Tor steht z. B. also manchmal leer. Nach einem Tor versucht die Mannschaft aus diesem Grund schnell zum Anwurf zu kommen, während die andere Mannschaft (ohne etatmäßigen Torwart) fast immer diesen schnellen Anwurf „mit allen Mitteln“ grob verhindern will oder verhindert. Die darauf folgende Disqualifikation im „Erfolgsfalle“ kann zukünftig mit einer Spielsperre versehen werden.
Kommentar: Diese Änderung zählt sicher zu der positiven. So wird dieses sehr unfaire Verhalten demnächst dann Konsequenzen haben. Es war in der Vergangenheit häufig zu beobachten, dass so gehandelt wurde.
> Pfiff aus den Zuschauerreihen: Leider hat diese Unsportlichkeit in den letzten Jahren zugenommen. Sollte durch einen solchen Pfiff ein Spieler, der sich mit Ball völlig frei vor dem Torwart befindet, den Wurf abbrechen, werden die Schiedsrichter auf Siebenmeter für ihn entscheiden müssen. Außer Ärger bringt das also nie etwas! Gleiches gilt, wenn in einer solchen Phase z.B. das Licht ausfällt.
Kommentar: Auch sehr brisant. Hier liegt es im Ermessensspielraum der jeweiligen SR ob den nun eine klare Torgelegenheit vorgelegen hat oder nicht. Wir können davon ausgehen, dass diese Änderung ebenfalls für einigen Ärger bei den Spielen sorgen wird.
> Passiv – eine sehr schwierige Regel? In den letzten Jahren hat es folgende Neuerungen gegeben:
_ Wenn eine Mannschaft ohne Druck auf das gegnerische Tor spielt, wird das Warnzeichen gegeben. Begeht in dieser Phase die abwehrende Mannschaft an Foul, das mit eine Strafe (ab Verwarnung) geahndet wird, so ist die Passiv-Phase der anderen Mannschaft aufgehoben, sie kann also das Spiel erneut ruhig (ohne Passivwarnzeichen) aufbauen.
_ Ebenso beginnt ein neuer Angriff mit ruhigem Beginn und ohne Passivwarnzeichen, wenn während des Passivwarnzeichens die angreifende Mannschaft einen Torwurf ausführt und der Ball vom Torwart abgewehrt wird oder an Pfosten/Latte prallt UND zur werfenden Mannschaft zurückkommt.
_ Gelegentlich kommt es vor, dass Spieler z.B. in Unterzahl „Zeit schinden“ wollen, indem sie bewusst einen falschen Ausführungsort wählen, mit der Gewissheit, dass der Schiedsrichter dies korrigieren wird. Zukünftig wird in solch krassen Fällen sofort mit dem Freiwurfanpfiff das Warnzeichen gezeigt werden. Die Schiedsrichter sind entsprechend geschult.
_ Wird nach einem Torerfolg der Ball trotz Aufforderung durch den Schiedsrichter der Ball nur sehr zögernd zum Mittelpunkt gebracht, wird der Schiedsrichter mit dem Anpfiff das Warnzeichen „Passiv“ zeigen. Diese Regelung hat sich seit einigen Jahren im DHB-Bereich schon bewährt.
_ Nach dem Anzeigen des Passiv-warnzeichens hat die betroffene Mannschaft ca. fünf lange Sekunden Zeit, um eine Temposteigerung zu erzielen bzw. eine erkennbare Angriffsaktion zu beginnen. Erst danach, also mehr oder weniger lange nach diesen fünf Sekunden, kann auf Passiv entschieden werden.
Kommentar: Hier haben wir alle in den letzten beiden Spielzeiten ja gesehen, wie unterschiedlich diese Regel von den jeweiligen SR angewandt wurde Und so ist zu befürchten, dass es auch in der Zukunft so weiterlaufen wird…
> Es gibt Offizielle/Trainer, die während des Spiels den eigenen Auswechselraum verlassen und sich unter die Zuschauer mischen. Von dort wird dann verbal mitunter unqualifiziert gegen die Schiedsrichter weiter agiert. Diese Kameraden unterstehen nach wie vor der Straffähigkeit durch die Schiedsrichter.
Kommentar: Wir SR sollten uns doch darauf konzentrieren, was auf der Spielfläche geschieht und nicht was auf der Tribüne abläuft. Aber glücklicherweise sind solche Situationen sehr selten…
> Die Torwarte einer Mannschaft müssen die gleiche Trikotfarbe benutzen, die sich von den Farben aller anderen Spieler (Heim-/Gegner) deutlich unterscheiden muss. Gleiches betrifft auch die Farbe des Überziehhemdchen, wenn der Torwart zu Gunsten eines siebten Feldspielers gewechselt wird (also TW rot, Überziehhemdchen rot).
Kommentar: Hier hat sicher ein Trikothersteller Einfluss auf diese Änderung genommen. Oder? Ist in der Praxis schwer oder nicht umzusetzen. Speziell bei Jugendmannschaften kann man nicht erwarten, dass jetzt alle loslaufen und neue Trikots zu kaufen. Doch auch hier gibt es sicher „Hardliner“ unter den SR die diese Änderung konsequent umsetzen werden!