Müller unter Beobachtung
Die Handballer des VfL erkunden Hamm als Testgebiet. Beim Trainingsturnier mit dem Drittligisten HSE und dem Oberligisten ASV lässt Holger Krimphove seine Mannen erstmals Ballfühlung aufnehmen.
Eine Position hat der Übungsleiter vor allem im Beobachtungsvisier: die der Kreisläufer. Der VfL muss nämlich in der am 11. September beginnenden Oberliga-Saison auf Gordon Weinhold verzichten. Was bei den Rothemden für reichlich Verärgerung gesorgt hat und immer noch sorgt. Der 27-Jährige hat sich entschieden, ein Maschinenbau-Studium aufzunehmen. Für Leistungssport mit vier Trainingseinheiten in der Woche und einem Spiel am Wochenende bleibt dem Kreisläufer fortan keine Zeit mehr. „Das ist im Hinblick auf personelle Planungen natürlich sehr unglücklich, und der Zeitpunkt ist eine Katastrophe“, meint Holger Krimphove in angesäuertem Ton und wird noch deutlicher: „Der Mannschaft gegenüber ist das einfach eine Frechheit.“
Einen Nachfolger haben die Gladbecker bereits gefunden, in den eigenen Reihen. „Hans Müller wird für Gordon Weinhold nachrücken“, erklärt Siegbert Busch, der sportliche Leiter des VfL. Der junge Mann stammt aus der eigenen Jugend, ist gelernter Kreisläufer und stand in der vergangenen Saison bereits in der Zweitvertretung seinen Mann, die den Aufstieg in die Bezirksliga feierte. Müller hatte übrigens bereits zu Beginn der Vorbereitung den Wunsch geäußert, mit dem Oberliga-Aufgebot der Rot-Weißen zu trainieren. Abteilungsleiter Siegbert Busch: „Damit bleiben wir unserer Philosophie treu und setzen auf die eigene Jugend.“ In den Kreis der Perspektivspieler hat Trainer Krimphove zudem Jonas Dommann (Linksaußen), Sascha Rauschel (Rückraumrechts, Rechtsaußen) und Jan Sporkmann (Tor) berufen. Sie sollen an den Oberliga-Kader herangeführt werden und in der A-Jugend sowie der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln. Auf Hans Müller dürfte er allerdings ein besonderes Auge werfen.
Was an der Position liegt, die durch Weinholds kurzfristigen Ausfall noch neuralgischer wird, als sie ohnehin schon ist. Alexander Mazur, dem der Sprung zu den Herren schon mit 17 Jahren gelang, ist angesichts seiner starken Serie in der vergangenen Saison zwar erst einmal gesetzt. Auch Routinier Sven Deffte bietet sich als Alternative am Kreis an. Jedoch ist Deffte als Allrounder vielseitig einsetzbar und wäre auf anderen Positionen wertvoller. Um einem solchen suboptimalen Einsatz personeller Ressourcen entgegenwirken zu können, wäre Hans Müller also die bessere Alternative.
Wie eine Notlösung wirkt der Kreisläufer, der am 6. August seinen 19. Geburtstag feiert, ohnehin nicht. „Das passt sehr gut, Hans hat bisher einen sehr, sehr guten Eindruck hinterlassen“, lobt der Coach, der ihn als „motiviert, fleißig und zweikampfstark“ beschreibt. Was außerdem dafür spricht, dass Müller leicht Fuß fassen kann: Er versteht das Deckungshandwerk.
Darauf legt Krimphove wegen einiger Schwachstellen und Schwächephasen in der vorigen Saison noch mehr Wert. Beim Härtetest in Hamm lässt Krimphove unter anderem mit dem 3:2:1-System eine offensivere Deckung testen. Vielleicht „müllert“ es ja demnächst in Gladbeck. Nur eben beim Handball, am gegnerischen Kreis und in der Defensive.
In Hamm, wo der VfL – noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit – zuerst gegen den heimischen Oberligisten ASV und dann nach nur zehnminütiger Pause gegen den Drittligisten HSE antritt, sollen die Gladbecker vor allem wieder Ballfühlung aufnehmen. Wegen Reinigungsarbeiten stand den Rothemden in den vergangenen 14 Tagen die Riesener Halle nicht zur Verfügung. „Wir haben in den ersten vier Wochen der Vorbereitung nur im athletischen Bereich gearbeitet und kaum einen Ball in der Hand gehabt“, erklärt Trainer Krimphove. Mit dieser Arbeit ist er jedoch vollauf zufrieden. In der Stadt am Ostrand der Ruhrgebiets sei aber kaum mit spielerischen Glanzleistungen zu rechnen.
Derweil befindet sich Mittelmann Timo Marcinowski nach seiner Knie-Operation im Aufbautraining, das er erst einmal auf dem Fahrrad absolviert. Im August soll er ins Lauftraining einsteigen. „Der Heilungsprozess verläuft gut, aber wir geben Timo alle Zeit der Welt, damit er sich und sein Knie in Ruhe aufbauen kann“, betont Trainer Krimphove.